Zwischen Baccalà und Brotkrümeln: Das Geheimnis unseres kalabrischen Weihnachtsfestes

Hallo, liebe Freunde,

wenn du die Augen schließt und an den Duft von Weihnachten denkst, was riechst du? Zimt, Tannenbaum, vielleicht Lebkuchen? Meine Weihnachtserinnerungen duften anders. Sie duften nach dem Meer, nach Zitrone, nach heißem Olivenöl und nach dem süßen Gebäck meiner Nonna, Mama Angioli. Es ist der Duft der Vigilia di Natale, des Heiligabends, in Kalabrien.

Dieser Tag war Magie. Schon wenn ich morgens die Augen aufschlug, hörte ich das geschäftige, aber liebevolle Summen aus der Küche. Dort standen sie schon, die drei, meine Nonna, meine Mutter und meine Tante. In Schürzen, mit Mehl auf den Wangen, waren sie die Generalinnen einer kulinarischen Schlacht, die den ganzen Tag dauern und in einem unvergleichlichen Festmahl enden sollte. Denn bei uns wird am 24. Dezember gefastet ,also auf Fleisch verzichtet. Was aber nicht heißt, dass wir hungern. Ganz im Gegenteil.

Wir zelebrieren die "Festa dei sette pesci", das Fest der sieben Fische. Eine tief verwurzelte süditalienische Tradition, deren Ursprung viele Bedeutungen hat. Manche sagen, die Sieben steht für die sieben Sakramente der katholischen Kirche, andere für die sieben Hügel Roms oder einfach für eine Zahl, die im Christentum Vollkommenheit symbolisiert. Für uns war es vor allem eines: die Lizenz für ein opulentes Festmahl.

Der Tisch bog sich unter den Schätzen des Meeres. Ein frischer Meeresfrüchtesalat durfte als Auftakt niemals fehlen, mariniert in bestem Olivenöl, Zitrone und Petersilie. Daneben standen Platten mit filigranen, in Essig und Öl eingelegten Sardellenfilets, die auf der Zunge zergingen. Und der Star des Abends: goldbraun und knusprig gebratener Baccalà (Stockfisch), den meine Nonna traditionell mit gedünstetem Wirsing servierte.

Wir alle anderen liebten die Nudeln mit Meeresfrüchten, die Pasta ai frutti di mare, mit Muscheln, Garnelen und kleinen Tintenfischen in einer leichten Tomatensauce. Es war das Herzstück des Abends, ein Teller voller Aromen des Mittelmeers. Doch für einen war das alles nur Nebensache. Mein Nonno, mein Opa.

Jedes Jahr, inmitten all dieser Fülle, bestand er auf seinem einen, unantastbaren Gericht: Spaghetti mit Sardellen und gerösteten Brotkrümeln. Es war, wie er immer sagte, das Essen seiner Kindheit. Ein klassisches "Arme-Leute-Essen", ein Gericht aus der cucina povera, das aus wenigen, aber geschmacksintensiven Zutaten besteht. Der salzige, kräftige Geschmack der Sardellen, der Knoblauch und die knusprigen, in Olivenöl golden gerösteten Brösel. Für ihn war dieser Teller mehr als nur eine Mahlzeit. Es war eine Zeitreise, eine Verbindung zu seiner eigenen Geschichte. Und während wir unsere reichhaltigen Meeresfrüchte-Nudeln aßen, saß er mit einem seligen Lächeln vor seinem Teller und erzählte uns Geschichten von früher.

Dieser Kontrast war das Herz unseres Weihnachtsfestes: die Fülle des Festes und die Bescheidenheit der Tradition. Es ging nie darum, was am teuersten war, sondern was die meiste Bedeutung hatte.

Heute verstehe ich das. Wenn ich in unserem Online-Shop die Sardellenfilets in die Hand nehme, dann sehe ich nicht nur ein Produkt. Ich sehe meine Nonna, meine Mutter und meine Tante in der Küche. Ich höre das Lachen am großen Familientisch. Und ich sehe das glückliche Gesicht meines Opas, der mit einem einfachen Pastagericht seine wertvollsten Erinnerungen auf dem Teller hatte.

Das ist es, was Tradition ausmacht. Es sind nicht nur Rezepte, es sind die Geschichten und die Liebe, die wir von Generation zu Generation weitergeben.

Ich wünsche dir eine wundervolle und genussvolle Vorweihnachtszeit, voller Düfte, die deine eigenen, kostbaren Erinnerungen wecken.

Un caro saluto,

deine Angela Cipriano